Das Leben nach dem Hamsterrad
Aktualisiert: 28. Nov. 2018
Ein Lebenswandel, der es in sich hat. Sascha A. Rauber erzählt von seinem Wandel nachdem er 20 Jahre 'im Hamsterrad gefangen' war. Vom IT-Manager zu Persönlichkeits-Coach, vom Gesellschaftsdruck zur inneren Freiheit.
Frage: Sascha, wie ist es zu deinem Wandel gekommen, was war ausschlaggebend?
Antwort: Ich glaube, die Zusammenhänge des Lebens sind sehr komplex und wir können alle deren Einflüsse nicht begreifen. Aber eines der ausschlaggebenden Punkte war, dass mein chronisches Gesundheitsproblem, welches ich seit Geburt hatte, immer schlimmer wurde. Ich hielt es nicht mehr aus. Auch die Schulmedizin konnte mir nicht helfen. Da ich schon immer der Meinung war, dass unser Geist für Gesundheit oder Krankheit verantwortlich ist, habe ich den Entschluss gefasst, meinen Geist selber zu heilen. Ich habe ein paar intelligente Bücher eingepackt und bin alleine 3 Wochen auf eine Insel geflogen.
Frage: Und das hat schon gereicht?
Antwort: Eine Buchreihe hat mich besonders fasziniert und ich habe versucht, jeden Satz zu verinnerlichen und sogleich in den Alltag zu integrieren. Ich habe angefangen, meine Umgebung viel bewusster wahrzunehmen und habe mich selber dabei besser erkannt. Aber der spürbare Wandel kam als ich wieder zu Hause war. Und zwar hatte ich 'Einführung in ein Kurs in Wundern' gelesen und dann hat etwas in mir 'klick' gemacht.
Frage: Was ist dann passiert?
Antwort: Es war als hätte etwas in mir sich selbst erkannt. Aufgrund des Buches habe ich mein Leben reflektiert und eine im Buch beschriebene Methode angewendet. Danach ging es los. Eigentlich habe ich wieder normal gearbeitet, aber als ich jeweils am Abend zu Hause war ging die Post ab. Es war sehr emotional und es fühlte sich an als ob viele Altlasten und Glaubensmuster von mir abgefallen sind. Es war sehr erleichternd. Man könnte es allenfalls auch eine Art Wunderheilung auf geistiger Ebene bezeichnen.
Frage: Hattest du denn vorher Probleme?
Antwort: Ich war nie ein Kind von Traurigkeit, mir ging es gut. Die Arbeit gefiel mir und ich hatte gute Menschen um mich herum. Ich habe versucht, das Leben zu geniessen und das Beste daraus zu machen. Aber jetzt im Nachhinein ist mir klar geworden, dass ich nicht mich selber lebte und ich etwas hinterher gerannt bin.

Frage: Wie bist du zu dieser Erkenntnis gekommen?
Antwort: Als der innere Wandel angefangen hat, war dies einerseits erleichternd aber auch eine gewisse Herausforderung. Vorher war mein Kopf 98% voll mit Gedanken und auf einmal war da 90% Stille und noch 10% Gedanken. Die paar Wochen danach musste sich der neue 'Zustand' einpendeln. Glücklicherweise hatte ich eine Woche frei genommen und hatte Zeit, mich ausschliesslich mit mir auseinander zu setzen. Auch bin ich auf ein weiteres Buch gestossen, welches mir sehr geholfen hat. Diesen Prozess haben andere Menschen auch schon durchgemacht und ich war froh für die Informationen und Tipps die ich von ihnen erhielt.
Frage: Was für ein Prozess ist denn das und wie würdest du die Auswirkungen beschreiben?
Antwort: Natürlich habe ich lange im Internet geforscht und viele Bücher gelesen, um das Ganze zu verstehen. Obwohl ich seit meinem 16. Lebensjahr immer mal wieder ein spirituelles Buch gelesen habe, war mir so etwas nicht bekannt. Aber in diversen Quellen wird von einem 'Aufwach-Prozess' gesprochen. Man erwacht sozusagen aus der Gedankenwelt und wird bewusster. Man lebt mehr im Moment. Gedanken hingegen sind immer in der Vergangenheit oder in der Zukunft und sind meistens von Angst, Zweifel oder Schuld etc. geprägt. Ich könnte fast behaupten, ich habe in den 14 Monaten mehr über mich und die Menschen gelernt als die gesamten 37 Jahre zuvor.
Frage: Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Antwort: Das war eine der grössten Herausforderungen. Es war, als hätte ich eine Kiste Gold gefunden und wollte sie allen zeigen. Natürlich funktioniert das nicht. Alle meinten eher, ich sei verrückt (lacht). Mit diesem ganzen Prozess kam auch ein Sinneswandel. Auf einmal waren die Ziele, die ich mir vorhin vorgenommen hatte, nicht mehr wichtig. Die einzige Motivation war nun, mich weiter zu entwickeln und meine Erfahrung an die Menschen weiter zu geben. Es war, als ob ein innerer Mangel von früher plötzlich weg war.
Frage: Von was für einem Mangel redest du?
Antwort: Die Menschen rennen ihrem Glück in der Aussenwelt hinterher. Mehr Geld, mehr Anerkennung, schnelleres Auto, gutes Aussehen wofür sie teilweise bis zum Umfallen arbeiten. Oft sind sie ja nicht einmal mit ihrem Job zufrieden, obwohl sie 9 Stunden pro Tag damit verbringen. Eben: das berühmte Hamsterrad. Man könnte sagen, man verkaufe seine Seele für Geld. Auch ich wollte Karriere machen, war ständig an Weiterbildungen. Ich liebte die Dynamik und den Druck. Es war wirklich wie eine Sucht. Irgendwie unbewusst getrieben von einem inneren Mangel. Im Nachhinein kommt es mir vor, als wäre ich wie ein Roboter durch die Gegend gerannt. Die Höchststufe war erreicht als ich im September 2016 soviel Arbeit wie noch nie in meiner 20jährigen Karriere hatte, nebenbei das Executive MBA absolvierte und zur gleichen Zeit ein Haus kaufte. Da hatte ich mich praktisch nur noch von Kaffee und schwarzer Schokolade ernährt und war gefühlte sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag am Arbeiten um alles stemmen zu können.
Frage: Hast du dich nie gefragt ob das Leben auf der Überholspur das Wahre ist?
Antwort: Doch, irgendwie schon. Oft habe ich mit meinem Arbeitskollegen gesprochen und diskutiert, ob sich der ausserordentliche Aufwand lohnt. Ich fragte mich ernsthaft, ob ich das nochmals 30 Jahre in Kauf nehmen möchte. Hierauf war die Antwort klar 'nein' und war wohl auch eine Art Grundentscheid meines ganzen Wandels.

Frage: Wie ist es dann weiter gegangen?
Antwort: Die nächsten Monate waren nicht ganz einfach. Ich hatte eine so grosse innere Freiheit erlangt und musste lernen damit umzugehen. Auch wurde mir bewusst: du wirst niemals wieder in dein altes Leben zurück können. Man kann sich das so vorstellen. Man sieht auf einmal den 'Gedanken-Sumpf' in dem die meisten Menschen drin stecken wie aus einer